Wildes
Denken
Synopsis
Das »wilde Denken« indigener Kulturen sieht – nach der Analyse des Ethnologen Claude Lévi-Strauss – eher fliessende Übergänge zwischen Mensch und Natur, Alltag und Geisterwelt, Leben und Tod. Der Film versucht, diese andere Weltsicht mithilfe von Masken, Kultobjekten, Ritualen und ethnographischem Filmmaterial aus Amerika, Afrika, Asien, Sibirien und der Südsee anschaulich zu machen.
Doch auch Europa kannte über Jahrtausende solche mythologischen und animistischen Traditionen, was etwa über die Höhlenkunst der Eiszeit, die Kelten oder den Naturbezug der Mystiker und Romantiker verdeutlicht werden kann.
Der Film fragt auch, wie die Formen des »wilden Denkens« gerade heute – im Zeitalter von Naturzerstörung und ökonomischem »Steigerungszwang« (Hartmut Rosa) – unseren geistigen Horizont erweitern könnte.
»Das Denken im wilden Zustand blüht in jedem menschlichen Geist, zeitgenössisch oder alt, nah oder fern.«
Claude Lévi-Strauss (1908-2009)
Crews and Credits
Buch, Regie, Schnitt: Rüdiger Sünner
Kamera: Rüdiger Sünner, Christine Klie
Bildquellen: Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte (bpk), Privatarchiv Dr. Erich Kasten / Kulturstiftung Sibirien, Privatarchiv Prof.
Dr. Godula Kosack, Privatarchiv Prof. Dr. Michael Oppitz, Thomas Fischermann, Prof. Dr. Per Arne Berglie, Wikimedia Commons,
Dr. Werner Weiglein / Papua Museum Gelnhausen, Anita Albus,
Grassi-Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Landesamt für Denk-
malpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt / Karol Schauer, Privat-archiv Rüdiger Sünner, Historisches Museum der Pfalz / Speyer,
Peter Haag-Kirchner, Martin Spura
Musik: Turmalin, Ethno Archives
Sprecher: Rüdiger Sünner, Helmut Gauß (Goethezitat)
Besonderen Dank an: Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen, Christian Boettger, ASTORIA-Stiftung, Stiftung Rosenkreuz, Edith Maryon-Stiftung, GLS Treuhand e.V., CERES / Dr. Roger Kalbermatten, Michael Zobel, Clumsy und Aktivistinnen im Hambacher Forst, Luise von Racknitz, Familie von Haxthausen / Gut Abbenburg, Prof. Dr. Alexander Demandt, Christian Strasser, Prof. Dr. Heide Nixdorff, Prof Dr. Thomas Hauschild, Johannes Kiersch
Eine Atalante-Filmproduktion 2020
www.ruedigersuenner.de
Rüdiger Sünner über das WILDE DENKEN
Während meiner Studienzeit an der Freien Universität Berlin besuchte ich oft das Ethnologische Museum in Dahlem, das in unmittelbarer Nähe der »Rostlaube« lag, in der sich viele Seminarräume der FU befanden. Dies war meine erste Begegnung mit der Welt indigener Völker, ihren Mythen, Ritualen, Masken und Kunstwerken. Dort traf ich auf ein sinnlich-phantastisches Universum, das anders auf die Welt schaute als die Theorien der Wissenschaft, die an der FU vermittelt wurden.
Im Ethnologischen Museum konnten sich die Flügel meiner Imagination aufspannen, es wurden starke Emotionen angesprochen und existenzielle Themen verhandelt, die unmittelbar unter die Haut gingen. Alles war von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben, anders als an der Uni, wo alles als rational erklärbar angesehen wurde. In der Wissenschaft war »Mythos« ein negativer Begriff, der so etwas wie Schein, Lüge, Vernebelung, Unwahrheit bedeutete. Aber in der Welt indigener Kulturen lebten Geister und Götter, Mythen und Sagen und die ganze Natur war beseelt. Bäume, Flüsse, Berge, Wälder und selbst Steine sprachen eine eigene Sprache, die von Schamanen und Orakelpriestern entziffert werden konnte. Meine künstlerische Seele, die an der FU zu verkümmern drohte, lebte hier wieder auf, konnte atmen, sich inspirieren lassen und ungeahnte Räume erkunden. Ich verspürte oft eine schmerzhafte Spaltung zwischen dem rational denkenden und dem ästhetisch empfindenden und spirituell suchenden Menschen in mir.
Da gab mir ein Buch des französischen Ethnologen Claude Lévi-Strauss wichtige Impulse. Unter dem Titel »Das wilde Denken« arbeitete es heraus, dass auch die Mythen indigener Kulturen Denkformen sind und keinesfalls nur naive Träumereien oder abergläubische Phantasien. Es gab nicht nur das Denken, das der Westen seit der Aufklärung als die einzige Form von Vernunft und Rationalität angesehen hatte, sondern auch andere Formen, die sich in Bildern, Symbolen und Analogien ausdrückten. Das »wilde Denken« war sinnlich, immer mit der Natur verbunden und sah den Menschen nicht im Gegensatz zu Tieren und Pflanzen, sondern als Teilhaber eines Universums, durch das eine gemeinsame Seele hindurchgeht. Mythos und Wirklichkeit, Mensch und Natur, Alltag und Geisterwelt, Leben und Tod waren in diesem Weltbild nicht getrennt, sondern durch fliessende Übergänge miteinander verbunden. Durch diese Informationen bekam ich einen neuen Zugang zu den Objekten des Ethnologischen Museums und begann, mehr Literatur zum Thema zu lesen.
Die Idee zu diesem Film entstand viele Jahre später, als ich erfuhr, dass ab 2021 viele Bestände dieses Museums im Berliner Humboldtforum gezeigt werden sollten. Viele Fragen tauchten dabei auf: Warum gibt Deutschland so viel Geld aus, um indigene Weltbilder in einem wiederaufgebauten Barockschloss zu zeigen? Um besonders weltoffen dazustehen oder aus echtem Interesse an der spirituellen Tiefe dieser Kosmologien? Ich wollte einen Film darüber machen, was das »wilde Denken« in mir ausgelöst hatte und warum ich diese Metapher immer noch aufregend fand. Ich besuchte weitere Ausstellungen, kontaktierte Experten und las noch mehr Fachliteratur. Dabei kristallisierten sich zwei Themenkreise heraus, die das »wilde Denken« in meinen Augen so aktuell machten: sein ganz anderes Verhältnis zur Natur und zum Tod. Wir gestehen unserem Haustier eine Seele zu, aber kaum dem Baum vor unserem Fenster oder dem Berg, auf dem wir im Sommer gewandert sind. Und auch nicht der Muschel oder dem schön geformten Stein, die wir von unseren Strandspaziergängen mitgebracht hatten. Oder vielleicht doch? Waren auch wir Animisten, aber hatten es längst vergessen oder verdrängt? Berührte die Natur auch etwas in uns, das in wissenschaftlichen Formeln nicht aufging? Und gab es nicht auch ganz andere Erklärungen zu der Frage, was mit unserer Seele nach dem Tod geschieht? Glaubten nicht Millionen von Menschen ausserhalb von Europa an Reinkarnation, Seelenwanderung oder betrieben einen Ahnenkult? Waren das alles nur Verblendete, die zu dumm waren, einzusehen, dass mit dem Hirntod alles zu Ende geht? War Europa immer nur der Kontinent von Christentum, Aufklärung und Wissenschaft gewesen, als der er sich heute sah, oder hatte auch er Formen des »wilden Denkens« gekannt? Warum sollte diese Traditionen im Humboldtforum nicht auftauchen und in einen spannenden Dialog mit den aussereuropäischen Kulturen gestellt werden?
Durch weitere Recherchen erkannte ich, dass auch die Höhlenmaler der Altsteinzeit, die Erbauer von Stonehenge, die frühen Griechen, Kelten oder Germanen »indigene« Kulturen gewesen waren, die in vielem ähnlich dachten wie Indianer, Aborigines oder Einwohner von Papua-Neuguinea noch heute. Auch Europa hatte eine jahrtausendealte Tradition des »wilden Denkens« gekannt, wozu Mythen, Kultformen, Orakel, »heilige Orte«, Geistwesen und Schamanen gehörten. Auch dies wollte ich im Film thematisieren und in einen Austausch mit den aussereuropäischen Kulturen stellen. So unternahm ich zusätzliche Reisen zu spannenden Orten bei uns, die etwas darüber erzählen und war erstaunt, wieviele sogar noch in Deutschland zu finden waren. Oft hatte ich beim Besuch solcher Höhlen, Dolmen und Naturheiligtümer das Gefühl, als seien dies keine vergangenen Orte, sondern zeitlose Impulsgeber, die Reste eines »wilden Denkens« in mir aktivierten. Noch die Romantiker hatten das ähnlich gesehen und diese Erkenntnis in vielen Gedichten, Romanen, Gemälden und Liedern ausgedrückt.
Bei dieser Spurensuche entdeckte ich den »Indigenen« in mir, aber auch historische Kräfte, die ihn über Jahrhunderte bekämpft und verdrängt hatten. Dieser Kampf hatte nicht nur neue Werte hervorgebracht, sondern auch viele alte zerstört, etwa das ganzheitlich-animistische Verhältnis alter Kulturen zur Natur, was uns vielleicht heute wieder inspirieren kann. Insgesamt erhielt ich tiefgehende Lektionen darüber, dass es nicht nur eine Sicht auf die Welt gibt, sondern viele verschiedene. Einmal mehr spürte ich, wie wahr der Satz des Philosophen Ernst Cassirer ist, wonach wir alle die Welt nur in »symbolischen Formen« interpretieren, egal ob dies als Mythenerzähler, Künstler, Physiker oder Mathematiker geschieht. Bis heute deuten viele Kulturen die grossen Daseinsfragen auch mithilfe von Sagen, Geschichten, Bildern und magischen Zeremonien, in denen Götter, Geister, Elementarwesen, Traumdeutungen und Trancereisen eine grosse Rolle spielen. Statt hochmütig darüber hinwegzugehen, schien es mir sinnvoller, mich auf diese anderen, oft auch fremden Perspektiven einzulassen und abzuwarten, was sie in mir auslösen. Erst jetzt verstand ich den Satz von Claude Lévi-Strauss, wonach das »wilde Denken« in jedem Menschen lebt, egal zu welcher Zeit und in welchem Kontinent. Es ist eine universale Schicht in uns allen, die wir miteinander teilen, ganz gleich ob wir in Deutschland, Kamerun, Peru, Sibirien oder Japan leben. Dadurch wurde die Arbeit an diesem Film auch zu einer Expedition in meine eigene Innenwelt, die unerwartete Erlebnisse des Lernens und Staunens hervorbrachte: eine geistige und emotionale Horizonterweiterung, wie ich sie so vorher noch nicht erlebt hatte.
Der Regisseur
Rüdiger Sünner, 1953 in Köln geboren, ist Autorenfilmer im besten Sinn: Themen, die ihn berühren, greift er auf und recherchiert sie gewissenhaft, entwickelt Skript wie Aufbereitung unabhängig von TV-Sendern und Fördergremien, produziert und schneidet selbst, um ein Resultat vorlegen zu können, das seinen Ansprüchen genügt. Das ist mitunter erschöpfend und Kraft raubend, steht aber für Qualitätsarbeit jenseits von Spekulation und Quotendruck.
Rüdiger Sünner im Gespräch mit Axel Voss
Anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Filmes WILDES DENKEN – EUROPA IM DIALOG MIT SPIRITUELLEN KULTUREN DER WELT führte der Symbol- und Mythenforscher Axel Voss ein ausführliches Gespräch mit dem Regisseur Rüdiger Sünner. Behandelt wurden Fragen wie: Ist Sünner ein spirituell suchender Mensch? Wohin möchte er seine Zuschauer führen? Wie entsteht die spezielle Form seiner Filme? Was meint Sünner’s Buchtitel »Geheimes Europa«? Was ist das »wilde Denken«? Kannten wir Europäer auch solche Formen des Denkens – und wie können wir sie evt. wieder integrieren?
Rüdiger Sünner im Gespräch mit Angela Elis
Wildes Denken ermöglicht mehr Schöpferkraft
Interviewpartner
Thomas Fischermann
seit 1999 Redakteur der ZEIT, seit 2013 lebt er abwechselnd in Hamburg und in Rio de Janeiro. In seinem Buch »Der letzte Herr des Waldes« (C.H.Beck-Verlag) beschrieb er seine aufregenden Abenteuer mit Madarejúwa, einem jungen Krieger der Tenharim im Regenwald Brasiliens.
Dr. Erich Kasten
Ethnologe, forschte bei samischen Rentierhaltern in Nordskandinavien, Indianern an der Nordwestküste Kanadas und indigenen Kulturen Sibiriens. Er kuratierte mehrere spektakuläre Ausstellungsprojekte, so 1989/1990 zu den »Maskentänzen der Kwakiutl« im Ethnologischen Museum Berlin und 2007-2009 zu den »Schamanen Sibiriens« im Linden-Museum Stuttgart. Heute kümmert er sich um die digitale Weitergabe der kulturellen Schätze indigener Völker in Nord-Sibirien und betreibt die spannende Webseite »Digital Humanities of the North«: https://dh-north.org/de
Prof. Dr. Godula Kosack
Ethnologin, betrieb seit 1981 Feldforschung bei den Mafa in Nordkamerun und seit 2000 in Georgien. Sie unterrichtete Anthropologie an der Universität Marburg und ist heute tätig im Vorstand der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft (DAFRIG Leipzig e.V.) und bei TERRE DES FEMMES (Menschenrechte für die Frau e.V.):
Buchveröffentlichungen: Magie. Die KRAFT zum Schaden oder zum GUTEN, Hess Verlag, Bad Schussenried, 2012
www.godula-kosack.de
Ursula Seghezzi
Religionswissenschaftlerin, Ritualleiterin und Therapeutin, leitet zusammen mit ihrem Mann, dem Kulturwissenschaftler David Seghezzi das Uma-Institut im Wendland, wo beide Naturseminare und Ritualwochenende anbieten: https://umainstitut.net
Buchveröffentlichungen: WaldZeit-Visionssuche in europäischer Tradition, van Eck Verlag 2019; Vom Zauber der Naturmystik und der Dringlichkeit, dem Leben zu dienen. Naturmystik, Naturcoaching, Naturrituale – Eine Einladung zum Nachdenken und Rausgehen, van Eck Verlag 2017.
Dr. Thomas Steininger
Philosoph und Kulturaktivist, hält international Vorträge und gibt Seminare über evolutionäre Spiritualität, unter anderem an der Akademie Heiligenfeld und am Benediktushof Holzkirchen. Herausgeber der Zeitschrift evolve (www.evolve-magazin.de) und Moderator von Radio evolve.
Dr. Andreas Weber
studierte Biologie und Philosophie, journalistische Arbeiten für GEO, Merian, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, National Geographic, mare, Greenpeace Magazin, Oya.
Andreas Weber arbeitet als Schriftsteller und Journalist sowie als Hochschuldozent an der Universität der Künste, Berlin.
Buchveröffentlichungen (Auswahl): Alles fühlt, thinkOYA 2014, Minima Animalia – Ein Stundenbuch der Natur, thinkOYA 2012, Indigenialität, Berlin: Nicolai Publishing and Intelligence 2018
http://www.autor-andreas-weber.de
Bonusinterview mit Dr. Andreas Weber (22 min.)
Literaturliste
Animismus – Revisionen der Moderne, hrsg. von Irene Albers und Anselm Franke, diaphanes: Zürich 2012
Asmat – Mythen und Rituale. Inspiration der Kunst, hrsg. von Gunter und Ursula Konrad. Erizzo Editrice: Venezia 1995
Jean Clottes und David Lewis-Williams: Schamanen. Trance und Magie in der Höhlenkunst der Steinzeit, Thorbecke: Sigmaringen 1997
Nicholas J. Conard / Claus-Joachim Kind: Als der Mensch die Kunst erfand. Eiszeithöhlen in der Schwäbischen Alb, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2019
Hans-Peter Duerr: Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation, Syndikat: 1978
Josef Estermann: Apu Taytayku. Religion und Theologie im andinen Kontext Lateinamerikas, Grünewald: Ostfildern 2012
Carlo Ginzburg: Hexensabbat. Entzifferung einer nächtlichen Geschichte, Fischer: Frankfurt/Main 1993
Stephan Harding: Lebendige Erde. GAIA – Vom respektvollen Umgang mit Natur, Hugendubel: Kreuzlingen/München 2008
Thomas Hauschild: Die alten und die neuen Hexen. Die Geschichte der Frauen auf der Grenze, unter Mitarbeit von Heidi Staschen, Sigrid Gailus-Döring und Armin Prinz, Heyne: München 1987
Erich Kasten: Maskentänze der Kwakiutl. Tradition und Wandel in einem indianischen Dorf. Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin, Neue Folge 49, Abteilung Amerikanische Naturvölker VIII, Reimer: Berlin 1990
Godula Kosack: Magie. Die KRAFT zum Schaden oder zum GUTEN, Hess Verlag, Bad Schussenried, 2012
John Matthews: Taliesin. The last Celtic Shaman, Inner Traditions: Rochester 2002
Claude Lévi-Strauss: Das wilde Denken, Suhrkamp: Frankfurt am Main 1968
David Lewis-Williams: The Mind in the Cave. Consciousness and the origins of art, Thames & Hudson: London 2002
Emmanuelle Loyer: Lévi-Strauss. Eine Biographie. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer, Suhrkamp: Berlin 2017
Michael Oppitz: Die Morphologie der Schamanentrommel, Edition Voldemeer: Zürich 2013
Ursula und David Seghezzi: WaldZeit. Visionssuche in europäischer Tradition, edition uma im van Eck Verlag: Triesen 2019
Madarejúwa Tenharim und Thomas Fischermann: Der letzte Herr des Waldes. Ein Indianerkrieger aus dem Amazonas erzählt vom Kampf gegen die Zerstörung seiner Heimat und von den Geistern des Urwalds. C.H.Beck: München 2018
Tanz der Ahnen. Kunst vom Sepik in Papua-Neuguinea, hrsg. von Philippe Peltier, Markus Schindlbeck, Christian Kaufmann, Hirmer: München 2015
Andreas Weber: Indigenialität, Nicolai: Berlin 2018
Alle Filme von Rüdiger Sünner
Engel über Europa
Rilke als Gottsucher
»Preise dem Engel die Welt,
nicht die Unsägliche, ihm kannst du
nicht großtun mit herrlich Erfühltem (…)
Drum zeig ihm das Einfache (…)
Sag ihm die Dinge (…)«
Inhalt
Rainer Maria Rilke (1875–1926) war nicht nur einer der größten deutschen Dichter, sondern auch ein »Gottsucher«, der unorthodoxe Wege ging. Abgeschreckt vom bigotten Katholizismus seiner Mutter, suchte er Inspiration bei esoterisch interessierten Künstlern und Okkultisten wie Paul Klee, Franz Marc, Stefan George und Rudolf Steiner. Auch auf Reisen nach Russland, Nordafrika, Spanien und Ägypten lernte Rilke neue spirituelle und mythologische Welten kennen, die seine Dichtung anregten.
Rüdiger Sünners Filmporträt zeichnet die Spuren des Poeten als eines unkonventionellen Gläubigen nach: Rilke suchte das Göttliche nicht in fernen Himmeln, sondern im »Hiesigen«: im Zauber der Natur und in der Aura einfacher Alltagsdinge. Als künstlerische Annäherung ist seine Gottsuche ein zeitgemäßer, in seiner sprachlichen Schönheit bis heute betörender Versuch, Literatur zum Sprachrohr von spirituellen Erfahrungen zu machen.
Film schauen auf vimeo
Gottes zertreute Funken
Jüdische Mystik bei Paul Celan
»Rüdiger Sünner hat einen sehr anrührenden und poetischen Film geschaffen, der die Gratwanderung besteht, Celans Lebensweg und sein Werk in Bilder zu übersetzen, die weder streng dokumentarisch noch metaphorisch zu sehr aufgeladen sind.« Hagalil.com
Inhalt
Wie ist ein Gott zu denken, der die Existenz des Bösen in seiner Schöpfung zulässt? Wo ist sein Licht angesichts all der Finsternis in der Welt? Hat sich Gott schon am Anfang der Schöpfung zurückgezogen, um deren freie Entwicklung nicht zu gefährden? Begann nicht schon der Uranfang der Schöpfung mit einer Katastrophe, in der die ersten Seinsformen zerbrachen und uns einen kosmischen Scherbenhaufen hinterließen? Von solchen Gedanken der Kabbala war der jüdische Dichter Paul Celan tief berührt. Nach dem Holocaust, dem seine Eltern zum Opfer fielen, konnten er an keinen allgütigen und allmächtigen Gott mehr glauben. Doch es blieb die Idee von den zerstreuten göttlichen Lichtfunken, die wir immer noch aufspüren und einsammeln können…
Zeige deine Wunde
Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys
»Dieser Spinatökologismus, der interessiert ja nicht. Das einzige, was sich lohnt aufzurichten, ist die menschliche Seele.« Joseph Beuys
Inhalt
Der Aktionskünstler, Bildhauer, Kunsttheoretiker und Pädagoge Joseph Beuys, zeitlebens umstritten, anstößig im besten Sinne, wollte berühren und berührbar sein. Die seelische und körperliche Verletzlichkeit des Menschen war sein Thema. Nicht zufällig trägt eine seiner bekanntesten Installationen den Titel »zeige deine Wunde«. Beuys war ein »verwundeter Heiler« im Sinne C. G. Jungs, der unser zunehmend auf ökonomische Ziele und rationale Effizienz reduziertes Bewusstsein durch seine Arbeiten erweitern wollte. Spiritualität als Kunst der Verwandlung und Regeneration.
»Die (Wieder-)Begegnung mit Beuys ist zutiefst aufrüttelnd, weil sie nichts Historisches, Vergangenes, zeitgebunden Programmatisches hat, sondern auf den Dreh- und Angelpunkt verweist, von dem allein Heilung für das Leiden der Welt ausgehen kann: den Menschen selbst.« Erziehungskunst
Film schauen auf vimeo
Abenteuer Antroposophie
Rudolf Steiner und seine Wirkung
»Ein Film, der auf ästhetisch anspruchsvolle Weise die nicht leicht zu popularisierende Welt Rudolf Steiners und seiner Wirkungen aufschließt und auf beste Weise einen Einstieg in konstruktive Gespräche bietet.« Info 3
Inhalt
Wie sah das Denken Rudolf Steiners (1861–1925) aus, der in den letzten hundert Jahren maßgebliche Impulse setzte für Pädagogik, Landwirtschaft, Medizin, Wirtschaft, Naturwissenschaft, Architektur und Kunst? Der Film besucht wichtige Stationen aus Steiners Biografie, Waldorfschulen in Deutschland und Afrika sowie die anthroposophisch orientierte Sekem-Farm in Ägypten. Anhänger und Kritiker von Rudolf Steiner kommen zu Wort. Ein ausführliches Porträt des vielseitigsten und vielleicht umstrittensten spirituellen Denkers des 20. Jahrhunderts.
Film schauen auf vimeo
Nachtmeerfahrten
Eine Reise in die Psychologie
von C. G. Jung
»Sünner greift auf suggestive Bilder zur Illustrierung seelischer Zustände und emotionaler Prozesse zurück, denen sich der Arzt selbst aussetzte. Mit Naturaufnahmen, Filmsequenzen von Originalschauplätzen, Tanzszenen und Interviews mit Experten taucht er tief in die Psychologie von C. G. Jung ein.« Südwest Presse
Inhalt
In vielen Mythen muss der Held eine Nachtmeerfahrt durchmachen, in der er rätselhaften Wesen und gefährlichen Situationen begegnet. Der Psychologe Carl Gustav Jung (1875-1961) ging selbst auf eine solche Entdeckungsreise und befragte die Welt der Symbole und Archetypen auf ihre Bedeutung für unser Leben. Er entdeckte vor allem den schöpferischen Reichtum unseres Unbewussten, das heilende Potential der Archetypen und Symbole, das uns – bei richtigem Umgang – zu einem vollständigeren Leben führen kann.
Film schauen auf vimeo
Die Legende vom Nil
Paul Klee in Ägypten
»Wer Film als poetische und spirituelle Kunst entdecken möchte, sollte sich Markers SANS SOLEIL und Ivens EINE GESCHICHTE ÜBER DEN WIND ebenso ansehen wie diese faszinierende Etüde DIE LEGENDE VOM NIL.« Ikonenmagazin
Inhalt
1928 unternimmt der Maler Paul Klee eine Reise nach Ägypten. Klee glaubte, dass seine Vorfahren aus Nordafrika stammten, und hegte zeitlebens eine tiefe Sehnsucht nach dieser Region. Bereits 1914 war er gemeinsam mit August Macke nach Tunis gefahren und hatte sich dort von Licht und Farben beeinflussen lassen. Mit Klees Tagebuchnotizen im Gepäck folgt der Film den Eindrücken des Künstlers durch bunte Bazare, geheimnisvolle Säulenanlagen und den Wegen der alten Barken den Nil hinauf.
In essayhafter Form verschränken sich Klees Malerei, sepiagetönte Aufnahmen aus Ägypten und – inspiriert durch Klees eigene Lektüre von Literatur aus dem Pharaonenreich – mythologische Texte aus dem »Altägyptischen Totenbuch«, die die Irrfahrt des Osiris beschreiben, der in der Unterwelt zahlreiche Abenteuer bestehen muss Prädikat: besonders wertvoll.
Deutsche Fassung auf vimeo
English Version on vimeo
Das kreative Universum
Naturwissenschaft und Spiritualität im Dialog
»Der Filmemacher Rüdiger Sünner wagt sich mit seinem Film einmal mehr auf das Grenzgebiet zwischen Naturwissenschaften und Spiritualität vor.« Deutsches Ärzteblatt
Inhalt
Die Naturwissenschaft gilt heute als die große Wissensautorität, deren Erkenntnisse allgemein anerkannt und weltweit gefeiert werden. Andererseits fühlen sich immer mehr Menschen zu spirituellen Weltbildern hingezogen, die ihnen scheinbar umfassendere Sinnhorizonte bieten. Leben wir in einer Art kultureller Schizophrenie, wo man sich öffentlich zur Evolutionstheorie bekennt, aber privat doch lieber an Engel, Schamanen, Götter und Geister glaubt? Sind die Bilder und Werte der spirituellen Traditionen mit den erstaunlichen Ergebnissen moderner Forschung vermittelbar oder bleiben sie reine Glaubensangelegenheiten?
Wir befragen einige der interessantesten Querdenker im Bereich der Naturwissenschaft, ob und wie ein Brückenbau zwischen ihren Disziplinen und spirituellen Fragen möglich ist. Eine Reise in die spannende »terra incognita« moderner Naturforschung mit Rupert Sheldrake, Hans-Peter Dürr, Thomas Görnitz, Arthur Zajonc, Stuart Kauff man, John Polkinghorne, Simon Conway Morris, George Coyne, Wolfram Schwenk, Bernd Rosslenbroich, Wolfgang Schad, Johannes Wirz, Stephan Harding und Joachim Bauer.
Deutsche Fassung auf vimeo
Mystik und Widerstand
Zur Erinnerung an Dorothee Sölle
»Die Religion des dritten Jahrtausends wird mystisch sein oder absterben.« Dorothee Sölle
Inhalt
Die evangelische Theologin Dorothee Sölle (1929–2003) war nicht nur bekannt für ihr politisches und feministisches Engagement, sondern beschäftigte sich auch zeitlebens mit den Texten der großen Mystiker. Als zeitgemäße Spiritualität konnte sie sich nur eine individuelle Gotteserfahrung jenseits von blind übernommenen Traditionen vorstellen. Ein Filmporträt mit Antje Vollmer, Margot Käßmann, Fulbert Steffensky, Ralph Ludwig, Bärbel Wartenberg-Potter u. a.
Schwarze Sonne
»Ausgesprochen sehenswert« STERN
»Ein wichtiger Dokumentarfilm« FRANKFURTER RUNDSCHAU
Inhalt
Mythologische Hintergründe des Nationalsozialismus. Eine chronologische Reise zu den Ursprüngen der Nazi-Ideologie und ihren »Kultorten« mit z.T. noch nie gezeigtem Bild- und Archivmaterial. Fachleute und Zeitzeugen ergänzen diese visuelle Reise in den bizarrsten Untergrund abendländischer Geschichte. Bonusgespräch Rüdiger Sünner/Alexander Kluge.
Film schauen auf vimeo
Tree of Life – Auf den Spuren von Dag Hammarskjöld in Lappland
Die poetisch-mystische Seite des UNO-Generalsekretärs und Friedensnobelpreisträgers
Inhalt
Dag Hammarskjöld (1905–1961), UNO-Generalsekretär, wurde für seine Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das erst nach seinem Tod aufgefundenes Tagebuch Zeichen am Weg zeigt eine verborgene Seite des Diplomaten: Er war auch ein Dichter und Mystiker, der sich in der grandiosen Natur Lapplands moralische Inspiration für sein aufreibendes Amt holte. »Schön, dass mit diesem feinen Film des Menschen Hammarskjöld mehr als nur gedacht und daran erinnert wird, dass sich Politik, Weisheit und Spiritualität nicht ausschließen.« SPUREN MAGAZIN
Film schauen auf vimeo
Geheimes Deutschland
Die Verbindung von Denken und Intuition, Verstand und Gefühl, Wissenschaft und Religion
Inhalt
Hölderlin, Novalis, Goethe: Die deutsche Frühromantik war nicht nur eine Epoche großer Dichtung, sondern auch der spirituellen Weltbilder. Eine Reise zu magischen Landschaften in Deutschland, um diese bisher wenig beleuchtete Seite europäischer Geistesgeschichte zu erkunden. »Die eindringlichen Worte und Orte, die mitreißenden Einsichten und Aussichten, sie liegen buchstäblich vor unserer Haustüre, sie sind hier zu finden, mitten in Deutschland, man muss sie nur sehen können. Sünner zeigt uns einen möglichen Weg dazu.« Info3
Die Bücher von RÜDIGER SÜNNER im Europa Verlag
Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys
Geb. mit Schutzumschlag, 224 Seiten
mit ca. 30 Abbildungen
Geheimes Europa – Reisen zu einem verborgenen spirituellen Erbe
Geb. mit Schutzumschlag, 384 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen
Engel über Europa
Rilke als Gottsucher
Geb. mit Schutzumschlag, 240 Seiten
mit ca. 40 Abbildungen
Wildes Denken
Europa im Dialog mit spirituellen Kulturen der Welt
Geb. mit Schutzumschlag, ca. 300 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen
Impressum
Redaktion Molto Menz
Design Christin Albert
absolut Medien, Am Hasenbergl 12, 83413 Fridolfing
Tel.: 030 285 39 87 0
Fax: 030 285 39 87 26
»Das Denken im wilden Zustand blüht in jedem menschlichen Geist, zeitgenössisch oder alt,
nah oder fern.«
Claude Lévi-Strauss (1908-2009)
Synopsis
Das »wilde Denken« indigener Kulturen sieht – nach der Analyse des Ethnologen Claude Lévi-Strauss – eher fliessende Übergänge zwischen Mensch und Natur, Alltag und Geisterwelt, Leben und Tod. Der Film versucht, diese andere Weltsicht mithilfe von Masken, Kultobjekten, Ritualen und ethnographischem Filmmaterial aus Amerika, Afrika, Asien, Sibirien und der Südsee anschaulich zu machen.
Doch auch Europa kannte über Jahrtausende solche mythologischen und animistischen Traditionen, was etwa über die Höhlenkunst der Eiszeit, die Kelten oder den Naturbezug der Mystiker und Romantiker verdeutlicht werden kann.
Der Film fragt auch, wie die Formen des »wilden Denkens« gerade heute – im Zeitalter von Naturzerstörung und ökonomischem »Steigerungszwang« (Hartmut Rosa) – unseren geistigen Horizont erweitern könnte.
Crew und Credits
Buch, Regie, Schnitt: Rüdiger Sünner
Kamera: Rüdiger Sünner, Christine Klie
Bildquellen: Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte (bpk), Privatarchiv Dr. Erich Kasten / Kulturstiftung Sibirien, Privatarchiv Prof.
Dr. Godula Kosack, Privatarchiv Prof. Dr. Michael Oppitz, Thomas Fischermann, Prof. Dr. Per Arne Berglie, Wikimedia Commons,
Dr. Werner Weiglein / Papua Museum Gelnhausen, Anita Albus,
Grassi-Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Landesamt für Denk-
malpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt / Karol Schauer, Privat-archiv Rüdiger Sünner, Historisches Museum der Pfalz / Speyer,
Peter Haag-Kirchner, Martin Spura
Musik: Turmalin, Ethno Archives
Sprecher: Rüdiger Sünner, Helmut Gauß (Goethezitat)
Besonderen Dank an: Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen, Christian Boettger, ASTORIA-Stiftung, Stiftung Rosenkreuz, Edith Maryon-Stiftung, GLS Treuhand e.V., CERES / Dr. Roger Kalbermatten, Michael Zobel, Clumsy und Aktivistinnen im Hambacher Forst, Luise von Racknitz, Familie von Haxthausen / Gut Abbenburg, Prof. Dr. Alexander Demandt, Christian Strasser, Prof. Dr. Heide Nixdorff, Prof Dr. Thomas Hauschild, Johannes Kiersch
Eine Atalante-Filmproduktion 2020
www.ruedigersuenner.de
Rüdiger Sünner über das WILDE DENKEN
Während meiner Studienzeit an der Freien Universität Berlin besuchte ich oft das Ethnologische Museum in Dahlem, das in unmittelbarer Nähe der »Rostlaube« lag, in der sich viele Seminarräume der FU befanden. Dies war meine erste Begegnung mit der Welt indigener Völker, ihren Mythen, Ritualen, Masken und Kunstwerken. Dort traf ich auf ein sinnlich-phantastisches Universum, das anders auf die Welt schaute als die Theorien der Wissenschaft, die an der FU vermittelt wurden. Im Ethnologischen Museum konnten sich die Flügel meiner Imagination aufspannen, es wurden starke Emotionen angesprochen und existenzielle Themen verhandelt, die unmittelbar unter die Haut gingen. Alles war von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben, anders als an der Uni, wo alles als rational erklärbar angesehen wurde. In der Wissenschaft war »Mythos« ein negativer Begriff, der so etwas wie Schein, Lüge, Vernebelung, Unwahrheit bedeutete. Aber in der Welt indigener Kulturen lebten Geister und Götter, Mythen und Sagen und die ganze Natur war beseelt. Bäume, Flüsse, Berge, Wälder und selbst Steine sprachen eine eigene Sprache, die von Schamanen und Orakelpriestern entziffert werden konnte. Meine künstlerische Seele, die an der FU zu verkümmern drohte, lebte hier wieder auf, konnte atmen, sich inspirieren lassen und ungeahnte Räume erkunden. Ich verspürte oft eine schmerzhafte Spaltung zwischen dem rational denkenden und dem ästhetisch empfindenden und spirituell suchenden Menschen in mir. Da gab mir ein Buch des französischen Ethnologen Claude Lévi-Strauss wichtige Impulse. Unter dem Titel »Das wilde Denken« arbeitete es heraus, dass auch die Mythen indigener Kulturen Denkformen sind und keinesfalls nur naive Träumereien oder abergläubische Phantasien. Es gab nicht nur das Denken, das der Westen seit der Aufklärung als die einzige Form von Vernunft und Rationalität angesehen hatte, sondern auch andere Formen, die sich in Bildern, Symbolen und Analogien ausdrückten. Das »wilde Denken« war sinnlich, immer mit der Natur verbunden und sah den Menschen nicht im Gegensatz zu Tieren und Pflanzen, sondern als Teilhaber eines Universums, durch das eine gemeinsame Seele hindurchgeht. Mythos und Wirklichkeit, Mensch und Natur, Alltag und Geisterwelt, Leben und Tod waren in diesem Weltbild nicht getrennt, sondern durch fliessende Übergänge miteinander verbunden. Durch diese Informationen bekam ich einen neuen Zugang zu den Objekten des Ethnologischen Museums und begann, mehr Literatur zum Thema zu lesen.
Die Idee zu diesem Film entstand viele Jahre später, als ich erfuhr, dass ab 2021 viele Bestände dieses Museums im Berliner Humboldtforum gezeigt werden sollten. Viele Fragen tauchten dabei auf: Warum gibt Deutschland so viel Geld aus, um indigene Weltbilder in einem wiederaufgebauten Barockschloss zu zeigen? Um besonders weltoffen dazustehen oder aus echtem Interesse an der spirituellen Tiefe dieser Kosmologien? Ich wollte einen Film darüber machen, was das »wilde Denken« in mir ausgelöst hatte und warum ich diese Metapher immer noch aufregend fand. Ich besuchte weitere Ausstellungen, kontaktierte Experten und las noch mehr Fachliteratur. Dabei kristallisierten sich zwei Themenkreise heraus, die das »wilde Denken« in meinen Augen so aktuell machten: sein ganz anderes Verhältnis zur Natur und zum Tod. Wir gestehen unserem Haustier eine Seele zu, aber kaum dem Baum vor unserem Fenster oder dem Berg, auf dem wir im Sommer gewandert sind. Und auch nicht der Muschel oder dem schön geformten Stein, die wir von unseren Strandspaziergängen mitgebracht hatten. Oder vielleicht doch? Waren auch wir Animisten, aber hatten es längst vergessen oder verdrängt? Berührte die Natur auch etwas in uns, das in wissenschaftlichen Formeln nicht aufging? Und gab es nicht auch ganz andere Erklärungen zu der Frage, was mit unserer Seele nach dem Tod geschieht? Glaubten nicht Millionen von Menschen ausserhalb von Europa an Reinkarnation, Seelenwanderung oder betrieben einen Ahnenkult? Waren das alles nur Verblendete, die zu dumm waren, einzusehen, dass mit dem Hirntod alles zu Ende geht? War Europa immer nur der Kontinent von Christentum, Aufklärung und Wissenschaft gewesen, als der er sich heute sah, oder hatte auch er Formen des »wilden Denkens« gekannt? Warum sollte diese Traditionen im Humboldtforum nicht auftauchen und in einen spannenden Dialog mit den aussereuropäischen Kulturen gestellt werden?
Durch weitere Recherchen erkannte ich, dass auch die Höhlenmaler der Altsteinzeit, die Erbauer von Stonehenge, die frühen Griechen, Kelten oder Germanen »indigene« Kulturen gewesen waren, die in vielem ähnlich dachten wie Indianer, Aborigines oder Einwohner von Papua-Neuguinea noch heute. Auch Europa hatte eine jahrtausendealte Tradition des »wilden Denkens« gekannt, wozu Mythen, Kultformen, Orakel, »heilige Orte«, Geistwesen und Schamanen gehörten. Auch dies wollte ich im Film thematisieren und in einen Austausch mit den aussereuropäischen Kulturen stellen. So unternahm ich zusätzliche Reisen zu spannenden Orten bei uns, die etwas darüber erzählen und war erstaunt, wieviele sogar noch in Deutschland zu finden waren. Oft hatte ich beim Besuch solcher Höhlen, Dolmen und Naturheiligtümer das Gefühl, als seien dies keine vergangenen Orte, sondern zeitlose Impulsgeber, die Reste eines »wilden Denkens« in mir aktivierten. Noch die Romantiker hatten das ähnlich gesehen und diese Erkenntnis in vielen Gedichten, Romanen, Gemälden und Liedern ausgedrückt.
Bei dieser Spurensuche entdeckte ich den »Indigenen« in mir, aber auch historische Kräfte, die ihn über Jahrhunderte bekämpft und verdrängt hatten. Dieser Kampf hatte nicht nur neue Werte hervorgebracht, sondern auch viele alte zerstört, etwa das ganzheitlich-animistische Verhältnis alter Kulturen zur Natur, was uns vielleicht heute wieder inspirieren kann. Insgesamt erhielt ich tiefgehende Lektionen darüber, dass es nicht nur eine Sicht auf die Welt gibt, sondern viele verschiedene. Einmal mehr spürte ich, wie wahr der Satz des Philosophen Ernst Cassirer ist, wonach wir alle die Welt nur in »symbolischen Formen« interpretieren, egal ob dies als Mythenerzähler, Künstler, Physiker oder Mathematiker geschieht. Bis heute deuten viele Kulturen die grossen Daseinsfragen auch mithilfe von Sagen, Geschichten, Bildern und magischen Zeremonien, in denen Götter, Geister, Elementarwesen, Traumdeutungen und Trancereisen eine grosse Rolle spielen. Statt hochmütig darüber hinwegzugehen, schien es mir sinnvoller, mich auf diese anderen, oft auch fremden Perspektiven einzulassen und abzuwarten, was sie in mir auslösen. Erst jetzt verstand ich den Satz von Claude Lévi-Strauss, wonach das »wilde Denken« in jedem Menschen lebt, egal zu welcher Zeit und in welchem Kontinent. Es ist eine universale Schicht in uns allen, die wir miteinander teilen, ganz gleich ob wir in Deutschland, Kamerun, Peru, Sibirien oder Japan leben. Dadurch wurde die Arbeit an diesem Film auch zu einer Expedition in meine eigene Innenwelt, die unerwartete Erlebnisse des Lernens und Staunens hervorbrachte: eine geistige und emotionale Horizonterweiterung, wie ich sie so vorher noch nicht erlebt hatte.
Der Regisseur
Rüdiger Sünner, 1953 in Köln geboren, ist Autorenfilmer im besten Sinn: Themen, die ihn berühren, greift er auf und recherchiert sie gewissenhaft, entwickelt Skript wie Aufbereitung unabhängig von TV-Sendern und Fördergremien, produziert und schneidet selbst, um ein Resultat vorlegen zu können, das seinen Ansprüchen genügt. Das ist mitunter erschöpfend und Kraft raubend, steht aber für Qualitätsarbeit jenseits von Spekulation und Quotendruck.
Interviewpartner
Thomas Fischermann
seit 1999 Redakteur der ZEIT, seit 2013 lebt er abwechselnd in Hamburg und in Rio de Janeiro. In seinem Buch »Der letzte Herr des Waldes« (C.H.Beck-Verlag) beschrieb er seine aufregenden Abenteuer mit Madarejúwa, einem jungen Krieger der Tenharim im Regenwald Brasiliens.
Dr. Erich Kasten
Ethnologe, forschte bei samischen Rentierhaltern in Nordskandinavien, Indianern an der Nordwestküste Kanadas und indigenen Kulturen Sibiriens. Er kuratierte mehrere spektakuläre Ausstellungsprojekte, so 1989/1990 zu den »Maskentänzen der Kwakiutl« im Ethnologischen Museum Berlin und 2007-2009 zu den »Schamanen Sibiriens« im Linden-Museum Stuttgart. Heute kümmert er sich um die digitale Weitergabe der kulturellen Schätze indigener Völker in Nord-Sibirien und betreibt die spannende Webseite »Digital Humanities of the North«: https://dh-north.org/de
Prof. Dr. Godula Kosack
Ethnologin, betrieb seit 1981 Feldforschung bei den Mafa in Nordkamerun und seit 2000 in Georgien. Sie unterrichtete Anthropologie an der Universität Marburg und ist heute tätig im Vorstand der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft (DAFRIG Leipzig e.V.) und bei TERRE DES FEMMES (Menschenrechte für die Frau e.V.):
Buchveröffentlichungen: Magie. Die KRAFT zum Schaden oder zum GUTEN, Hess Verlag, Bad Schussenried, 2012
www.godula-kosack.de
Ursula Seghezzi
Religionswissenschaftlerin, Ritualleiterin und Therapeutin, leitet zusammen mit ihrem Mann, dem Kulturwissenschaftler David Seghezzi das Uma-Institut im Wendland, wo beide Naturseminare und Ritualwochenende anbieten: https://umainstitut.net
Buchveröffentlichungen: WaldZeit-Visionssuche in europäischer Tradition, van Eck Verlag 2019; Vom Zauber der Naturmystik und der Dringlichkeit, dem Leben zu dienen. Naturmystik, Naturcoaching, Naturrituale – Eine Einladung zum Nachdenken und Rausgehen, van Eck Verlag 2017.
Dr. Thomas Steininger
Philosoph und Kulturaktivist, hält international Vorträge und gibt Seminare über evolutionäre Spiritualität, unter anderem an der Akademie Heiligenfeld und am Benediktushof Holzkirchen. Herausgeber der Zeitschrift evolve (www.evolve-magazin.de) und Moderator von Radio evolve.
Dr. Andreas Weber
studierte Biologie und Philosophie, journalistische Arbeiten für GEO, Merian, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, National Geographic, mare, Greenpeace Magazin, Oya.
Andreas Weber arbeitet als Schriftsteller und Journalist sowie als Hochschuldozent an der Universität der Künste, Berlin.
Buchveröffentlichungen (Auswahl): Alles fühlt, thinkOYA 2014, Minima Animalia – Ein Stundenbuch der Natur, thinkOYA 2012, Indigenialität, Berlin: Nicolai Publishing and Intelligence 2018
http://www.autor-andreas-weber.de
Bonusinterview mit Dr. Andreas Weber (22 min.)
Rüdiger Sünner im Gespräch mit Axel Voss
Anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Filmes WILDES DENKEN – EUROPA IM DIALOG MIT SPIRITUELLEN KULTUREN DER WELT führte der Symbol- und Mythenforscher Axel Voss ein ausführliches Gespräch mit dem Regisseur Rüdiger Sünner. Behandelt wurden Fragen wie: Ist Sünner ein spirituell suchender Mensch? Wohin möchte er seine Zuschauer führen? Wie entsteht die spezielle Form seiner Filme? Was meint Sünner’s Buchtitel »Geheimes Europa«? Was ist das »wilde Denken«? Kannten wir Europäer auch solche Formen des Denkens – und wie können wir sie evt. wieder integrieren?
Rüdiger Sünner im Gespräch mit Angela Elis
Wildes Denken ermöglicht mehr Schöpferkraft
Literaturliste
Animismus – Revisionen der Moderne, hrsg. von Irene Albers und Anselm Franke, diaphanes: Zürich 2012
Asmat – Mythen und Rituale. Inspiration der Kunst, hrsg. von Gunter und Ursula Konrad. Erizzo Editrice: Venezia 1995
Jean Clottes und David Lewis-Williams: Schamanen. Trance und Magie in der Höhlenkunst der Steinzeit, Thorbecke: Sigmaringen 1997
Nicholas J. Conard / Claus-Joachim Kind: Als der Mensch die Kunst erfand. Eiszeithöhlen in der Schwäbischen Alb, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2019
Hans-Peter Duerr: Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation, Syndikat: 1978
Josef Estermann: Apu Taytayku. Religion und Theologie im andinen Kontext Lateinamerikas, Grünewald: Ostfildern 2012
Carlo Ginzburg: Hexensabbat. Entzifferung einer nächtlichen Geschichte, Fischer: Frankfurt/Main 1993
Stephan Harding: Lebendige Erde. GAIA – Vom respektvollen Umgang mit Natur, Hugendubel: Kreuzlingen/München 2008
Thomas Hauschild: Die alten und die neuen Hexen. Die Geschichte der Frauen auf der Grenze, unter Mitarbeit von Heidi Staschen, Sigrid Gailus-Döring und Armin Prinz, Heyne: München 1987
Erich Kasten: Maskentänze der Kwakiutl. Tradition und Wandel in einem indianischen Dorf. Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin, Neue Folge 49, Abteilung Amerikanische Naturvölker VIII, Reimer: Berlin 1990
Literaturliste
Godula Kosack: Magie. Die KRAFT zum Schaden oder zum GUTEN, Hess Verlag, Bad Schussenried, 2012
John Matthews: Taliesin. The last Celtic Shaman, Inner Traditions: Rochester 2002
Claude Lévi-Strauss: Das wilde Denken, Suhrkamp: Frankfurt am Main 1968
David Lewis-Williams: The Mind in the Cave. Consciousness and the origins of art, Thames & Hudson: London 2002
Emmanuelle Loyer: Lévi-Strauss. Eine Biographie. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer, Suhrkamp: Berlin 2017
Michael Oppitz: Die Morphologie der Schamanentrommel, Edition Voldemeer: Zürich 2013
Ursula und David Seghezzi: WaldZeit. Visionssuche in europäischer Tradition, edition uma im van Eck Verlag: Triesen 2019
Madarejúwa Tenharim und Thomas Fischermann: Der letzte Herr des Waldes. Ein Indianerkrieger aus dem Amazonas erzählt vom Kampf gegen die Zerstörung seiner Heimat und von den Geistern des Urwalds. C.H.Beck: München 2018
Tanz der Ahnen. Kunst vom Sepik in Papua-Neuguinea, hrsg. von Philippe Peltier, Markus Schindlbeck, Christian Kaufmann, Hirmer: München 2015
Andreas Weber: Indigenialität, Nicolai: Berlin 2018
Alle Filme von Rüdiger Sünner
Engel über Europa
Rilke als Gottsucher
»Preise dem Engel die Welt,
nicht die Unsägliche, ihm kannst du
nicht großtun mit herrlich Erfühltem (…)
Drum zeig ihm das Einfache (…)
Sag ihm die Dinge (…)«
Inhalt
Rainer Maria Rilke (1875–1926) war nicht nur einer der größten deutschen Dichter, sondern auch ein »Gottsucher«, der unorthodoxe Wege ging. Abgeschreckt vom bigotten Katholizismus seiner Mutter, suchte er Inspiration bei esoterisch interessierten Künstlern und Okkultisten wie Paul Klee, Franz Marc, Stefan George und Rudolf Steiner. Auch auf Reisen nach Russland, Nordafrika, Spanien und Ägypten lernte Rilke neue spirituelle und mythologische Welten kennen, die seine Dichtung anregten.
Rüdiger Sünners Filmporträt zeichnet die Spuren des Poeten als eines unkonventionellen Gläubigen nach: Rilke suchte das Göttliche nicht in fernen Himmeln, sondern im »Hiesigen«: im Zauber der Natur und in der Aura einfacher Alltagsdinge. Als künstlerische Annäherung ist seine Gottsuche ein zeitgemäßer, in seiner sprachlichen Schönheit bis heute betörender Versuch, Literatur zum Sprachrohr von spirituellen Erfahrungen zu machen.
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Gottes zertreute Funken
Jüdische Mystik bei Paul Celan
»Rüdiger Sünner hat einen sehr anrührenden und poetischen Film geschaffen, der die Gratwanderung besteht, Celans Lebensweg und sein Werk in Bilder zu übersetzen, die weder streng dokumentarisch noch metaphorisch zu sehr aufgeladen sind.« Hagalil.com
Inhalt
Wie ist ein Gott zu denken, der die Existenz des Bösen in seiner Schöpfung zulässt? Wo ist sein Licht angesichts all der Finsternis in der Welt? Hat sich Gott schon am Anfang der Schöpfung zurückgezogen, um deren freie Entwicklung nicht zu gefährden? Begann nicht schon der Uranfang der Schöpfung mit einer Katastrophe, in der die ersten Seinsformen zerbrachen und uns einen kosmischen Scherbenhaufen hinterließen? Von solchen Gedanken der Kabbala war der jüdische Dichter Paul Celan tief berührt. Nach dem Holocaust, dem seine Eltern zum Opfer fielen, konnten er an keinen allgütigen und allmächtigen Gott mehr glauben. Doch es blieb die Idee von den zerstreuten göttlichen Lichtfunken, die wir immer noch aufspüren und einsammeln können…
Zeige deine Wunde
Kunst und Spiritualität
bei Joseph Beuys
»Dieser Spinatökologismus, der interessiert ja nicht. Das einzige, was sich lohnt aufzurichten, ist die menschliche Seele.« Joseph Beuys
Inhalt
Der Aktionskünstler, Bildhauer, Kunsttheoretiker und Pädagoge Joseph Beuys, zeitlebens umstritten, anstößig im besten Sinne, wollte berühren und berührbar sein. Die seelische und körperliche Verletzlichkeit des Menschen war sein Thema. Nicht zufällig trägt eine seiner bekanntesten Installationen den Titel »zeige deine Wunde«. Beuys war ein »verwundeter Heiler« im Sinne C. G. Jungs, der unser zunehmend auf ökonomische Ziele und rationale Effizienz reduziertes Bewusstsein durch seine Arbeiten erweitern wollte. Spiritualität als Kunst der Verwandlung und Regeneration.
»Die (Wieder-)Begegnung mit Beuys ist zutiefst aufrüttelnd, weil sie nichts Historisches, Vergangenes, zeitgebunden Programmatisches hat, sondern auf den Dreh- und Angelpunkt verweist, von dem allein Heilung für das Leiden der Welt ausgehen kann: den Menschen selbst.« Erziehungskunst
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Abenteuer Antroposophie
Rudolf Steiner und seine Wirkung
»Ein Film, der auf ästhetisch anspruchsvolle Weise die nicht leicht zu popularisierende Welt Rudolf Steiners und seiner Wirkungen aufschließt und auf beste Weise einen Einstieg in konstruktive Gespräche bietet.« Info 3
Inhalt
Wie sah das Denken Rudolf Steiners (1861–1925) aus, der in den letzten hundert Jahren maßgebliche Impulse setzte für Pädagogik, Landwirtschaft, Medizin, Wirtschaft, Naturwissenschaft, Architektur und Kunst? Der Film besucht wichtige Stationen aus Steiners Biografie, Waldorfschulen in Deutschland und Afrika sowie die anthroposophisch orientierte Sekem-Farm in Ägypten. Anhänger und Kritiker von Rudolf Steiner kommen zu Wort. Ein ausführliches Porträt des vielseitigsten und vielleicht umstrittensten spirituellen Denkers des 20. Jahrhunderts.
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Nachtmeerfahrten
Eine Reise in die Psychologie
von C. G. Jung
»Sünner greift auf suggestive Bilder zur Illustrierung seelischer Zustände und emotionaler Prozesse zurück, denen sich der Arzt selbst aussetzte. Mit Naturaufnahmen, Filmsequenzen von Originalschauplätzen, Tanzszenen und Interviews mit Experten taucht er tief in die Psychologie von C. G. Jung ein.« Südwest Presse
Inhalt
In vielen Mythen muss der Held eine Nachtmeerfahrt durchmachen, in der er rätselhaften Wesen und gefährlichen Situationen begegnet. Der Psychologe Carl Gustav Jung (1875-1961) ging selbst auf eine solche Entdeckungsreise und befragte die Welt der Symbole und Archetypen auf ihre Bedeutung für unser Leben. Er entdeckte vor allem den schöpferischen Reichtum unseres Unbewussten, das heilende Potential der Archetypen und Symbole, das uns – bei richtigem Umgang – zu einem vollständigeren Leben führen kann.
Film schauen auf vimeo
Die Legende vom Nil
Paul Klee in Ägypten
»Wer Film als poetische und spirituelle Kunst entdecken möchte, sollte sich Markers SANS SOLEIL und Ivens EINE GESCHICHTE ÜBER DEN WIND ebenso ansehen wie diese faszinierende Etüde DIE LEGENDE VOM NIL.« Ikonenmagazin
Inhalt
1928 unternimmt der Maler Paul Klee eine Reise nach Ägypten. Klee glaubte, dass seine Vorfahren aus Nordafrika stammten, und hegte zeitlebens eine tiefe Sehnsucht nach dieser Region. Bereits 1914 war er gemeinsam mit August Macke nach Tunis gefahren und hatte sich dort von Licht und Farben beeinflussen lassen. Mit Klees Tagebuchnotizen im Gepäck folgt der Film den Eindrücken des Künstlers durch bunte Bazare, geheimnisvolle Säulenanlagen und den Wegen der alten Barken den Nil hinauf.
In essayhafter Form verschränken sich Klees Malerei, sepiagetönte Aufnahmen aus Ägypten und – inspiriert durch Klees eigene Lektüre von Literatur aus dem Pharaonenreich – mythologische Texte aus dem »Altägyptischen Totenbuch«, die die Irrfahrt des Osiris beschreiben, der in der Unterwelt zahlreiche Abenteuer bestehen muss Prädikat: besonders wertvoll.
Deutsche Fassung auf vimeo
English version on vimeo
Das kreative Universum
Naturwissenschaft und Spiritualität im Dialog
»Der Filmemacher Rüdiger Sünner wagt sich mit seinem Film einmal mehr auf das Grenzgebiet zwischen Naturwissenschaften und Spiritualität vor.« Deutsches Ärzteblatt
Inhalt
Die Naturwissenschaft gilt heute als die große Wissensautorität, deren Erkenntnisse allgemein anerkannt und weltweit gefeiert werden. Andererseits fühlen sich immer mehr Menschen zu spirituellen Weltbildern hingezogen, die ihnen scheinbar umfassendere Sinnhorizonte bieten. Leben wir in einer Art kultureller Schizophrenie, wo man sich öffentlich zur Evolutionstheorie bekennt, aber privat doch lieber an Engel, Schamanen, Götter und Geister glaubt? Sind die Bilder und Werte der spirituellen Traditionen mit den erstaunlichen Ergebnissen moderner Forschung vermittelbar oder bleiben sie reine Glaubensangelegenheiten?
Wir befragen einige der interessantesten Querdenker im Bereich der Naturwissenschaft, ob und wie ein Brückenbau zwischen ihren Disziplinen und spirituellen Fragen möglich ist. Eine Reise in die spannende »terra incognita« moderner Naturforschung mit Rupert Sheldrake, Hans-Peter Dürr, Thomas Görnitz, Arthur Zajonc, Stuart Kauff man, John Polkinghorne, Simon Conway Morris, George Coyne, Wolfram Schwenk, Bernd Rosslenbroich, Wolfgang Schad, Johannes Wirz, Stephan Harding und Joachim Bauer.
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Mystik und Widerstand
Zur Erinnerung an Dorothee Sölle
»Die Religion des dritten Jahrtausends wird mystisch sein oder absterben.« Dorothee Sölle
Inhalt
Die evangelische Theologin Dorothee Sölle (1929–2003) war nicht nur bekannt für ihr politisches und feministisches Engagement, sondern beschäftigte sich auch zeitlebens mit den Texten der großen Mystiker. Als zeitgemäße Spiritualität konnte sie sich nur eine individuelle Gotteserfahrung jenseits von blind übernommenen Traditionen vorstellen. Ein Filmporträt mit Antje Vollmer, Margot Käßmann, Fulbert Steffensky, Ralph Ludwig, Bärbel Wartenberg-Potter u. a.
Schwarze Sonne
»Ausgesprochen sehenswert« STERN
»Ein wichtiger Dokumentarfilm« FRANKFURTER RUNDSCHAU
Inhalt
Mythologische Hintergründe des Nationalsozialismus. Eine chronologische Reise zu den Ursprüngen der Nazi-Ideologie und ihren »Kultorten« mit z.T. noch nie gezeigtem Bild- und Archivmaterial. Fachleute und Zeitzeugen ergänzen diese visuelle Reise in den bizarrsten Untergrund abendländischer Geschichte. Bonusgespräch Rüdiger Sünner/Alexander Kluge.
Film schauen auf vimeo
Tree of Life – Auf den Spuren von Dag Hammarskjöld in Lappland
Die poetisch-mystische Seite des UNO-Generalsekretärs und Friedensnobelpreisträgers
Inhalt
Dag Hammarskjöld (1905–1961), UNO-Generalsekretär, wurde für seine Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das erst nach seinem Tod aufgefundenes Tagebuch Zeichen am Weg zeigt eine verborgene Seite des Diplomaten: Er war auch ein Dichter und Mystiker, der sich in der grandiosen Natur Lapplands moralische Inspiration für sein aufreibendes Amt holte. »Schön, dass mit diesem feinen Film des Menschen Hammarskjöld mehr als nur gedacht und daran erinnert wird, dass sich Politik, Weisheit und Spiritualität nicht ausschließen.« SPUREN MAGAZIN
Film schauen auf vimeo
Geheimes Deutschland
Die Verbindung von Denken und Intuition, Verstand und Gefühl, Wissenschaft und Religion
Inhalt
Hölderlin, Novalis, Goethe: Die deutsche Frühromantik war nicht nur eine Epoche großer Dichtung, sondern auch der spirituellen Weltbilder. Eine Reise zu magischen Landschaften in Deutschland, um diese bisher wenig beleuchtete Seite europäischer Geistesgeschichte zu erkunden. »Die eindringlichen Worte und Orte, die mitreißenden Einsichten und Aussichten, sie liegen buchstäblich vor unserer Haustüre, sie sind hier zu finden, mitten in Deutschland, man muss sie nur sehen können. Sünner zeigt uns einen möglichen Weg dazu.« Info3
Die Bücher von RÜDIGER SÜNNER im Europa Verlag
Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys
Geb. mit Schutzumschlag, 224 Seiten
mit ca. 30 Abbildungen
Geheimes Europa – Reisen zu einem verborgenen spirituellen Erbe
Geb. mit Schutzumschlag, 384 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen
Engel über Europa
Rilke als Gottsucher
Geb. mit Schutzumschlag, 240 Seiten
mit ca. 40 Abbildungen
Wildes Denken
Europa im Dialog mit spirituellen Kulturen der Welt
Geb. mit Schutzumschlag, ca. 300 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen
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